Aktuelles

„Unser Weg nach Bethlehem“ – Ein Abend mit dem Künstlerehepaar Heinen

Es ist Mitte des Advents 2022, eine Zeit, die eigentlich zu Stille und Besinnung einladen sollte, die aber aufgrund kommerzieller Interessen seit langem als hektisch empfunden wird. Hinzu kommt in diesem Jahr eine Vielzahl von Sorgen, Ängsten und Nöten, die durch den furchtbaren Krieg in der Ukraine und dessen politische und wirtschaftliche Auswirkungen bedingt sind. Können die Zeit der „Ankunft“ und das Weihnachtsfest unter solch misslichen Umständen in den Herzen der Menschen eine positive Stimmung auslösen? Kann der kleine Ort Bethlehem unter traurigen Vorzeichen zu einem Zeichen der Hoffnung, der Freude und eines aufgeschlossenen Lebensgefühls werden? Eine Antwort auf diese Fragen wusste das Künstlerehepaar Beate und Ulrich Heinen, das am Mittwoch, dem 7. Dezember 2022, zum zweiten Mal in diesem Jahr den Weg in den ResonanzRaum Kloster gefunden hatte und damit die theologische Gewissheit bestätigte, dass Weihnachten ohne Ostern nicht denkbar ist.

Beate Heinen hatte aus ihrem im Jahr 1976 begonnenen Weihnachtszyklus eine große Anzahl von Originalgemälden mitgebracht, die hilfreiche Hände für eine kleine Ausstellung kurz vor Beginn der Veranstaltung aufgehängt hatten. Die Künstlerin erläuterte mit leiser Stimme vor einem interessierten Publikum, wie die Idee zu einem Bild „im Herzen“ entsteht, oft durch eine politische Nachricht oder durch ein Ereignis angeregt wird und langsam Gestalt annimmt. Zu Anlässen der Weihnachtsbilder wurden in den letzten Jahren etwa die Flutkatastrophe im Ahrtal oder der Krieg in der Ukraine. In den Bildern schlagen sich aber auch weniger spektakuläre Begebenheiten wieder, z.B. in der Darstellung eines Müllautos, in dessen Verladeklappe Weihnachten mit all seinen „Accessoires“, von der Künstlerin mit Blattgold hervorgehoben, verschwindet und das dennoch das Vertrauen stärkt, dass Weihnachten und seine Bedeutung nicht aus dem Leben der Menschen „weggeräumt“ werden könne.
 
Viele ergänzende Erklärungen trug Ulrich Heinen bei, der in der Kunsttherapie tätig ist. So wurde etwa anekdotisch geschildert, auf welches Unverständnis das erste Weihnachtsbild „Mülltonnenmadonna“ beim Auftragsverlag in Maria Laach gestoßen ist, um aber im gleichen Jahr von der CDU als Weihnachtsgruß Verwendung zu finden. Als eindrucksvoll erweist sich immer wieder die Einbindung autobiographischer Erfahrungen in die Weihnachtsgeschichte, etwa im Weihnachtsbild von 2021, in dem ein persönlicher Schicksalsschlag, nämlich der Verlust eines Verwandten, im Kontext der Flutkatastrophe identifizierbar wird. Gerade die Tiefpunkte des eigenen Daseins werden von Beate Heinen als „Geschenk“ empfunden, an denen sie sich aufrichten kann und so immer Gott „ins Spiel“ gebracht sieht.
 
H.-Jürgen Blanke